In unserer Sitzung am 23. März haben wir im Berliner Abgeordnetenhaus u.a. über den gemeinsamen Antrag von SPD, Grünen und Linken zur Situation von Endometriosen-Betroffenen [externer Link] debattiert. Mit unserem Antrag wollen wir die chronische Erkrankung Endometriose stärker in den Fokus von Ärzteschaft und Gesellschaft rücken. Deshalb wollen wir das Endometriose-Zentrum in Berlin ausbauen und fördern und im Rahmen einer Bundesratsinitiative eine nationale Strategie gegen die Krankheit anstoßen.
Hier können Sie sich meine Rede im Abgeordnetenhaus ansehen:
Und hier meine Rede in der schriftlichen Fassung:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
An vielen Krankheiten erkranken sowohl Männer als auch Frauen. Andere Krankheiten treten hingegen geschlechtsspezifisch auf oder haben bei Männern und Frauen unterschiedliche Symptome und Verläufe. Lange war die medizinische Forschung einseitig auf den männlichen Körper ausgerichtet. Man ging davon aus, dass das Geschlecht bei Krankheiten keinen Unterschied macht. Man ging davon aus, dass Ursachen und Verläufe gleich sind und eine Differenzierung bei Therapien nicht nötig ist.
Seit einiger Zeit weiß man, es macht sehr wohl einen Unterschied. Frauen erkranken anders und brauchen andere Therapien. Außerdem gibt es Krankheiten, die nur Frauen betreffen und die lange nur wenig beachtet wurden. Frauenspezifische Erkrankungen haben in der Medizin lange ein kaum zu erklärendes Schattendasein gefristet. Damit muss Schluss sein.
Die Unterschiede zwischen Mann und Frau müssen in der Gesundheitsforschung bei Therapien und Diagnoseverfahren berücksichtigt werden. Es ist an der Zeit, der Frauengesundheitsforschung in der medizinischen Forschung mehr Raum zu geben.
Ein wichtiges Beispiel ist die Krankheit Endometriose. Dabei handelt es sich um eine üble Erkrankung, die ausschließlich Frauen betrifft. Bei den Erkrankten siedelt sich Gewebe, das nur innerhalb der Gebärmutter wachsen darf, außerhalb der Gebärmutter an. Die Krankheit betrifft 10 bis 15 Prozent aller Frauen im fortpflanzungsfähigen Alter und ist damit die zweihäufigste gynäkologische Erkrankung. Wie meine Kollegen beide schon sagten: Es sind sehr viele Frauen bundesweit betroffen. Die Auswirkungen für die Erkrankten sind groß. Endometriose verursacht starke Schmerzen im Unterleib und oft auch Unfruchtbarkeit. Die immer wiederkehrenden starken Schmerzen schränken die Lebensqualität der betroffenen Frauen ein. Die Erkrankung kann auch zu Nachteilen in Ausbildung und Beruf führen.
Endometriose bringt aber noch weitere Probleme mit sich. Zum einen ist die Diagnose der Erkrankung sehr schwierig. Sicher diagnostiziert werden kann Endometriose bisher nur über einen operativen Eingriff, nämlich über eine Bauchspiegelung in Vollnarkose. Dies führt dazu, dass die Krankheit oft erst nach Jahren diagnostiziert wird, und diese verzögerte Diagnose führt wiederum dazu, dass oft erst sehr spät mit der Behandlung begonnen wird und es dann mitunter für die Realisierung eines Kinderwunsches zu spät ist. Zum anderen sind die Ursachen, die zu Endometriose führen, überhaupt noch nicht klar. Die Behandlung konzentriert sich daher aktuell auf die Symptome, behebt aber nicht die Ursachen. Lange Zeit wurde die Endometriose in der Forschung wenig beachtet. Gerade einmal 500 000 Euro wurden in den letzten 20 Jahren zur Erforschung dieser Krankheit in Deutschland ausgegeben. Das ist sehr wenig. Es ist daher gut, dass der Bundestag kürzlich endlich eine deutliche Aufstockung der Finanzmittel für die Erforschung von Endometriose beschlossen hat. Ich hoffe sehr, dass Endometriose damit langfristig in der Forschung den Stellenwert erhält, der erforderlich ist, um diese Krankheit zu verstehen.
Auch aus dem Abgeordnetenhaus wollen wir Verbesserungen für die betroffenen Frauen auf den Weg bringen. Wir wollen, dass das Berliner Endometriosezentrum gefördert und ausgebaut wird. Wir wollen, dass die Weiterbildung der Ärzte zu dieser Krankheit gestärkt wird und dass Berlin im Bundesrat anregt, dass Deutschland eine nationale Strategie gegen Endometriose entwickelt, wie es übrigens in anderen europäischen Ländern schon längst der Fall ist. Damit wollen wir die Rahmenbedingungen zur Versorgung der Betroffenen auch hier aus Berlin heraus verbessern. Ich grüße an dieser Stelle meine ehemalige Kollegin Frau Dr. Jasper-Winter, die das Thema als Erste hier im Abgeordnetenhaus adressiert und uns sensibilisiert hat, hier etwas zu tun.
Mir ist wichtig, dass die Krankheit den Stellenwert bekommt, den sie angesichts der vielen leidenden Frauen verdient hat, damit es diesen Frauen besser geht, damit Ursachen gefunden und Therapien möglich werden. – Vielen Dank!