Meine Rede zur Ausweitung der Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen

By | 23. Januar 2024

Die Vorsorgeuntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen sind wichtig, um gesundheitliche Probleme sowie mögliche Förderbedarfe frühzeitig zu erkennen. Leider sind die Krankenkassen nur verpflichtet die U9 im Alter von fünf und dann wieder die J1 im Alter von 13 Jahren zu bezahlen. Damit entsteht eine Versorgungslücke von acht Jahren, die wir nun endlich schließen wollen. Deshalb haben wir in der Koalition einen Antrag eingebracht, der den Senat dazu auffordert, sich im Bund für die Festlegung der U10, U11 und J2 als gesetzlich vorgeschriebene Leistungen der Krankenkassen einzusetzen.

Hier meine Rede im Video:

 

Und hier meine Rede im Wortlaut:

Frau Präsidentin!

Meine Damen und Herren!

Frau Pieroth!

Das waren jetzt viele interessante Ideen. Schade, dass die grüne Gesundheitssenatorin zu ihrer Zeit nichts dergleichen auf den Weg gebracht hat. Das wäre ja wirklich eine Möglichkeit gewesen, hier Kindergesundheit voranzubringen. Schade!

Aber zum Thema: Regelmäßige Vorsorge spielt für eine langfristig gute Gesundheit eine große Rolle. Sie führt dazu, dass gesundheitliche Probleme, Vorboten von körperlichen oder seelischen Erkrankungen, im Idealfall sehr früh erkannt werden. Es kann schnell gehandelt werden, und dann sind die Chancen auf Heilung auch besser. Kurz: Ärztliche Vorsorgeuntersuchungen sind generell ein wichtiges Instrument, um gesundheitliche Probleme zu erkennen, und bei Kindern eben auch, um Förderbedarf zu identifizieren und um rechtzeitig einzugreifen.

Bei Kindern geht es bei Vorsorgeuntersuchungen immer auch darum, im Blick zu behalten, ob das Kind gesund aufwächst, ob die Lebensumstände zu Hause stimmen, ob es sich gesund und altersgemäß entwickelt. Dem wird, zumindest bis zum Alter von fünf Jahren, ein hoher Stellenwert eingeräumt.

Bis ein Kind fünf Jahre alt ist, durchläuft es von der Geburt an neun verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen, haben wir jetzt hier schon gehört, die von allen Krankenkassen gleichermaßen und unbürokratisch finanziert werden. Danach sieht es dann aber leider etwas dünn aus, und das, obwohl das Kind auch im Alter von fünf Jahren plus natürlich viele wichtige Entwicklungen durchläuft.

Die U 9 im Alter von fünf Jahren ist für einige Jahre die letzte von allen Kassen finanzierte Vorsorge. Finanziert von allen Kassen wird danach erst die J 1 im Alter von 13 Jahren. Es geht uns also um das Schließen der Vorsorgelücke; das hat Herr Zander schon gesagt. Das sind nämlich acht wichtige Jahre des Heranwachsens, in denen sich ein Kind zum Teenager entwickelt und in denen es sowohl körperlich großen Entwicklungen gegenübersteht als auch seelisch vielen Herausforderungen begegnen kann. Wir halten es für wichtig, dass auch in diesen wichtigen Jahren die Routine der bekannten Us weitergeführt und vor allem durch alle Kassen gleichermaßen finanziert wird

Der vertraute Kinderarzt soll die Entwicklung des Kindes standardisiert weiter begleiten. Wichtig ist das übrigens auch für das Thema Impfen. Es gibt Impfungen wie zum Beispiel Tetanus, die im Kindesalter aufgefrischt werden müssen, und es gibt Impfungen wie die HPV-Impfung, die noch nicht bekannt genug sind und für die der richtige Zeitpunkt sehr entscheidend ist. Ohne Vorsorgeuntersuchung besteht die Gefahr, dass diese Impfungen auf der Strecke bleiben.

Neben der Regelfinanzierung der U 10 im Alter von sieben bis acht Jahren und der U 11 im Alter von neun bis zehn Jahren wollen wir zudem, dass dann nach der wieder von allen Kassen übernommenen J 1 auch die J 2 – das wäre dann im Alter von circa 16 Jahren – eine Regelleistung wird. 16 Jahre, das ist ein Alter, in dem sich Jugendliche vielen Themen gegenüber sehen. Erste Alkohol- und Drogenerfahrungen, Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, Über- oder Untergewicht, Verhaltenssüchte, Mobbingerfahrungen – dies können alles Themen sein, denen sich Jugendlich dann gegenüber sehen, und nicht alle davon sind zwingend den Eltern bekannt. Durch eine weitere Vorsorgeuntersuchung in dieser Zeit könnten gesundheitliche Probleme in Seele und Körper besser erkannt werden.

Es gibt bereits Kassen – da haben Sie natürlich recht, Frau Pieroth –, die die genannten Vorsorgen finanzieren, aber es sind bei Weitem nicht alle, und es gibt zudem sehr unterschiedliche Vorgaben für die Inanspruchnahme dieser bisher freiwillig finanzierten Us. Einige Kassen erstatten die Kosten nur bei einigen wenigen Vertragsärzten und eben nicht zwingend beim heimischen Kinderarzt. Einen Termin bei einem fremden Kinderarzt zu bekommen, ist aber aufgrund des allseits bekannten Arztmangels quasi unmöglich, das brauche ich Ihnen, glaube ich, hier nicht weiter zu erläutern. Bei einigen anderen Kassen müssen die Eltern in finanzielle Vorleistung gehen, das ist auch nicht für jeden so einfach machbar. Und andere Kassen finanzieren die Vorsorge überhaupt nicht. Das ist alles nicht ideal. Wir müssen unseren Kindern ein gesundes Aufwachsen ermöglichen, damit der Grundstein dafür gelegt ist, dass sie ihr Leben lang so gesund wie möglich bleiben. Wir wollen, dass dies für alle Kinder gilt, unabhängig von der Kasse.

Gerade für die jetzige junge Generation ist das besonders wichtig. Durch die Pandemie haben die Kinder und Jugendlichen einiges mitgemacht. Die Gesellschaft hat ihnen viel abverlangt. Die Pandemie blieb für viele junge Menschen nicht ohne Folgen. Seit ihr gibt es zum Beispiel mehr diagnostizierte Depressionen, mehr diagnostizierte Essstörungen, mehr diagnostizierte Adipositasfälle. Hier muss also auch entsprechend gehandelt werden. Dieses Mehr an notwendiger Versorgung muss erfasst und durch ein Mehr an Behandlung auch aufgefangen werden.

Dafür sind die Vorsorgeuntersuchungen ein wichtiger Baustein. Durch die zusätzlichen Vorsorgemöglichkeiten kann es gelingen, gesundheitliche Entwicklungsprobleme früh zu erkennen und Fördermöglichkeiten zu identifizieren, Problemen vorzubeugen und Gesundheitskompetenz von jungen Menschen und ihren Eltern zu stärken, um so eine Grundlage für lebenslange Gesundheit zu bilden.

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