Meine Rede zu Verbesserungen für Endometriosebetroffene

By | 10. Juni 2024

Endometriose ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung in Deutschland, die für die betroffenen Frauen mit starken Schmerzen einhergeht und sogar zur Unfruchtbarkeit führen kann. Die Krankheit hat somit direkte Auswirkungen auf die Lebensqualität der betroffenen Frauen. Und dennoch ist sie kaum erforscht. In den vergangenen 20 Jahren sind gerade einmal 500.000 Euro in die Forschung geflossen. Das ist beschämend! Mit unserem Antrag, der eine bereits eine lange überparteiliche Geschichte hinter sich hat und zuletzt durch uns auch um die Krankheit Adenoymyose ergänzt wurde, wollen wir den Krankheiten nun endlich den Stellenwert geben, den sie angesichts der vielen leidenden Frauen verdient haben. Ich möchte, dass auch aus Berlin Unterstützung kommt, damit es den Betroffenen besser geht, Ursachen gefunden und Therapien möglich werden!

Hier meine Rede im Wortlaut:

Herr Präsident! Meine Damen und Herren!

Endometriose ist eine Krankheit mit hoher Relevanz. Es ist die zweithäufigste gynäkologische Erkrankung in Deutschland. Jede zehnte Frau ist betroffen. Das sind 2 Millionen betroffene Frauen in Deutschland, und diese betroffenen Frauen leiden unter erheblichen Schmerzen und Einschränkungen, denn Endometriose verursacht starke Schmerzen im Unterleib und führt oft auch zu Unfruchtbarkeit. Die immer wiederkehrenden Schmerzen vermindern die Lebensqualität der betroffenen Frauen. Die Erkrankung kann durch die vielen Kranktage auch zu Nachteilen in Ausbildung und Beruf führen und schränkt das Privatleben stark ein.

Endometriose bringt noch weitere Schwierigkeiten mit sich. Zum einen ist das die Diagnose. Die ist sehr schwierig. Dies führt dazu, dass die Krankheit oft erst nach Jahren erkannt wird. Die verzögerte Diagnose wiederum führt dazu, dass oft erst sehr spät mit der Behandlung begonnen werden kann, Jahre voller Schmerzen vergangen sind und es dann mitunter zu spät für die Realisierung eines Kinderwunsches ist. Zum anderen sind die Ursachen, die zu Endometriose führen, noch weitestgehend unklar. Die Behandlung konzentriert sich daher aktuell noch ausschließlich auf die Symptome, behebt aber nicht die Ursachen. Frau kann also nicht wirklich gesund werden.

Es ist schon erstaunlich, dass solch eine leidbesetzte Krankheit mit solch einer weiten Verbreitung, doppelt so häufig wie Diabetes Typ 2, bisher so untererforscht ist, so wenig in Deutschland in Forschung investiert wurde; in den letzten 20 Jahren gerade einmal 500 000 Euro. Das war, gelinde gesagt, beschämend. Ich bin daher sehr froh, dass der Bundestag im letzten Jahr sehr viel mehr Mittel für die Forschung freigegeben hat, dass hier offenbar erkannt wurde, dass Gendergerechtigkeit auch die Gesundheitsforschung betrifft.

Das ist gut, aber auch bei Behandlung und Aufklärung muss mehr getan werden. Frauenspezifische Erkrankungen haben in der Medizin lange genug ein kaum zu erklärendes Schattendasein gefristet. Öffentliche Wahrnehmung fehlt, und Forschung erfolgt nur auf sehr niedrigem Niveau. Wir brauchen hier eine deutlich stärkere Finanzierung von Forschung, eine deutlich stärkere Bewusstseinsschärfung in der Gesellschaft und in der Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten, damit die Ursachenforschung bei Krankheiten, die nur Frauen betreffen, vorankommt.

Auch Endometriose hat in der öffentlichen Wahrnehmung noch nicht die Bedeutung, die ihr aufgrund ihrer Verbreitung zusteht. Trotz der großen Anzahl an Betroffenen, des chronischen Krankheitsverlaufs, der damit verbundenen Schmerzen und der Probleme, schwanger zu werden, sind oft weder Ärztinnen und Ärzte noch Patientinnen ausreichend über Endometriose informiert. Frauen sind sich oft nicht bewusst, dass ihre Schmerzen während der Menstruation weitaus stärker sind als gewöhnlich. Deshalb ist sowohl die Aufklärung und Information von Jugendlichen als auch die Aufklärung der breiten Öffentlichkeit und des medizinischen Fachpersonal sehr wichtig, denn leider führt das Defizit an öffentlicher und fachlicher Wahrnehmung teils zu sehr langen Diagnosezeiten und dies wiederum zur Chronifizierung und zu Folgeproblemen. Wir brauchen also mehr Aufmerksamkeit für die Krankheiten, Endometriose und auch Adenomyose, damit sich die Versorgungsangebote und auch die Finanzierung der Behandlungen verbessern.

[Vizepräsident Dennis Buchner: Frau Abgeordnete, ganz kurz: Ich müsste mal die Senatsbank bitten. Man hört Sie beide sehr gut bis nach vorn. Bitte sehr, Frau Abgeordnete]

Danke! – Dazu soll dieser Antrag seinen Teil beitragen. Wir fordern darin unter anderem mehr Aufklärung für beide Krankheitsbilder und eine nationale Endometriosestrategie, damit die Krankheiten, ihre Behandlung, die Finanzierung der medizinischen Versorgung und die Forschung mehr in den Fokus rücken – und ja, auch die Adenomyose.

Adenomyose ist eine der Endometriose sehr ähnliche Krankheit, aber noch unbekannter als die Endometriose. Sucht man medizinische Fachartikel, bekommt man zehnmal weniger Ergebnisse zu Adenomyose als zu Endometriose, und auch die Forschung ist noch weiter zurück. Aber auch diese Krankheit ist mit starken Schmerzen sowie einer eingeschränkten Fruchtbarkeit verbunden. Deshalb haben wir die Adenomyose in diesen Antrag aufgenommen und den ursprünglich eingebrachten Antrag damit weiterentwickelt.

Dieser Antrag hat, so ehrlich muss man sein, eine sehr lange Genese und beruht zudem auf einer Initiative der FDP, genauer gesagt meiner ehemaligen Kollegin Maren Jasper-Winter, die das Thema als Erste adressiert und uns dafür sensibilisiert hat. Aufgrund der Wiederholungswahlen gab es einige Irrungen und Wirrungen mit diesem Antrag. SPD und CDU haben die Zeit genutzt, den Antrag weiterzuentwickeln und neben der Adenomyose auch die Aspekte bedarfsgerechtere Versorgung und sektorübergreifende Therapie, die eine Schmerztherapie und eine Psychotherapie beinhalten kann, aufgenommen.

Ich bin sehr froh, dass wir den Antrag jetzt heute in der modifizierten Form einbringen, weil ich möchte, dass die Krankheit den Stellenwert bekommt, den sie angesichts der vielen leidenden Frauen verdient hat, weil ich möchte, dass auch aus Berlin Unterstützung kommt, damit es diesen Frauen besser geht, damit Ursachen gefunden und Therapien möglich werden. – Vielen Dank!

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