Kinder und Jugendliche sollen in Berlin gesund aufwachsen können. Dazu gehört auch – neben bereits angestoßenen Verbesserungen wie dem Runden Tisch Kindergesundheit oder beim Thema Mental Health – die Krebsvorsorge und somit die HPV-Impfung. Diese gut erprobte und hoch effektive Impfung kann, wenn man frühzeitig genug und vor dem wahrscheinlichen ersten Kontakt mit den Viren impft, einer späteren Krebserkrankung vorbeugen. Und dennoch sind in Berlin nur 60 Prozent der Mädchen und 30 Prozent der Jungen gegen HPV geimpft. Deshalb wollen wir, dass alle Ärztinnen und Ärzte die jungen Menschen und ihre Eltern bei den Vorsorgeuntersuchungen informieren und beraten. Denn jedes Kind in Berlin – in Reinickendorf, in Neukölln, in Lichtenberg, überall – soll die gleichen und die bestmöglichen Chancen auf Schutz, auf Vorsorge und auf ein gesundes Leben haben!
Hier meine Rede im Video:
Und hier meine Rede im Wortlaut:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren!
Kinder und Jugendliche sollen in Berlin gesund aufwachsen können. Das ist für uns als SPD-Fraktion ein zentrales Anliegen.
Dazu haben wir in den letzten Jahren durchaus einiges auf den Weg gebracht, zum Beispiel den Runden Tisch Kindergesundheit, der meines Wissens durchaus sehr regelmäßig tagt, mit verschiedenen Unterarbeitsgruppen. Wir haben Mental-Health-Angebote gestärkt, und heute geht es um ein weiteres wichtiges Thema für Kinder und Jugendliche, nämliche die Verbesserung der Krebsvorsorge. Es geht um HPV: Humane Papillomviren. Das Wort ist vielleicht erst einmal etwas irreführend: Virus klingt vielleicht harmlos. Die Folgen sind es aber nicht. HPV kann Krebs verursachen: Gebärmutterhalskrebs bei Frauen, aber auch andere Tumorarten bei Männern. Männer spielen vor allen Dingen auch bei der Übertragung eine wichtige Rolle: Oft sind sie Träger des Virus, ohne Symptome zu zeigen; sie können es aber weitergeben.
Das Heimtückische an Krebs allgemein ist ja: Er kommt oft ohne Vorwarnung, und man kann ihm nicht vorbeugen. Bei HPV aber ist das anders: Hier haben wir eine wirksame Impfung, die schützt; eine Impfung, die sicher, erprobt und hoch effektiv ist, denn sie kann die Infektionen verhindern, die später zu Krebs führen. Sie schützt Mädchen und Jungs gleichermaßen, zum Eigenschutz und auch zur Unterbrechung von Infektionsketten. Sie wirkt am besten, bevor man mit dem Virus erstmals in Kontakt kommt, also im Alter zwischen 9 und 14 Jahren.
Darum empfiehlt die Ständige Impfkommission, den Impfschutz genau in diesem Lebensalter aufzubauen. Wenn wir nun aber wissen, dass HPV Krebs verursachen kann und dass wir eine spätere HPV-Übertragung durch eine frühe Impfung verhindern können, dann müssten doch eigentlich 100 Prozent der Jugendlichen geimpft sein. Doch das ist nicht der Fall: In Berlin sind derzeit nur rund 60 Prozent der Mädchen und nicht einmal 30 Prozent der Jungen vollständig gegen HPV geimpft. Das ist viel zu wenig, und das darf uns nicht genügen. Diese Zahlen sind ernüchternd, und sie zeigen, dass wir handeln müssen. Zum Vergleich: Bei den Standardimpfungen im Babyalter liegt die Impfquote bei 80 Prozent.
Aber woran liegt es denn, dass die Quote bei HPV so gering ist? – Studien zeigen: Viele Eltern unterschätzen die Bedeutung der Impfung. Sie gilt als weniger dringend als andere Schutzimpfungen. Manche wissen gar nicht, dass sie wichtig ist, oder glauben, sie sei nur für Mädchen relevant. Oft hängt es einfach vom Zufall ab, ob Eltern ausreichend informiert werden – vom Kinderarzt, von der Krankenkasse oder eben gar nicht. Das darf nicht sein.
Für uns Sozialdemokraten ist Gesundheit kein Zufallsprodukt. Wir brauchen klare, einheitliche und verbindliche Aufklärung über HPV – unabhängig davon, welche Ärztin, welcher Arzt oder welche Krankenkasse zuständig ist. Eltern müssen wissen: Diese Impfung kann später das Leben meines Kindes schützen, Punkt.
Wir wollen aber nicht nur eine Infokampagne, wir wollen strukturell besser werden. Hier schließt sich übrigens der Kreis zu einem Antrag, den wir als Koalition bereits vor einigen Monaten eingebracht haben, nämlich zu den Vorsorgeuntersuchungen U10, U11 und J2, die endlich Pflichtleistung aller Krankenkassen werden müssen. Das ist aus vielerlei Gründen wichtig, aber eben auch für den HPV-Schutz, denn diese Vorsorgeuntersuchungen liegen genau in dem Alter, in dem die HPV-Impfung empfohlen wird. Doch viele Kinder und Jugendliche nehmen gerade diese Untersuchungen gar nicht wahr, da sie bisher eben nicht von allen Krankenkassen übernommen werden und weil nicht einheitlich informiert und eingeladen wird.
Eine Auswertung der Kassenärztlichen Vereinigung zeigt aber: Wer an diesen Untersuchungen teilnimmt, ist deutlich häufiger gegen HPV geimpft. Das zeigt uns: Vorsorgeuntersuchungen sind auch ein Schlüssel für eine bessere Impfquote. Deshalb sagen wir ganz klar: Prävention darf nicht vom Zufall abhängen. Gesundheitsschutz darf nicht davon abhängen, wie informiert oder privilegiert die einzelne Familie ist.
Wir wollen, dass jedes Kind in Berlin – in Reinickendorf, in Neukölln, in Lichtenberg, überall – die gleichen und die bestmöglichen Chancen auf Schutz, auf Vorsorge und auf ein gesundes Leben hat und dass Krankheiten, die vermeidbar sind, auch tatsächlich verhindert werden. Deshalb wollen wir als Koalition eine verbindliche HPV-Beratung, einen funktionierenden Informationszugang und ein einheitliches U-Einladungswesen. Aufklärung, Zugang und Vorsorge müssen für uns Hand in Handgehen, und dafür muss noch mehr getan werden. – Vielen Dank!



