Wie werden Frauen im MV gefördert? Welche Probleme gibt es am OSZ in der beruflichen Bildung? Und wie kommen die Bewohner der Gemeinschaftsunterkunft auf dem KBoN-Gelände in ihrer Nachbarschaft an? Vergangenen Freitag habe ich auf diese Fragen Antworten gesucht und mich dazu mit unterschiedlichen Organisationen, Bürgern und Neu-Berlinern ausgetauscht.
Bei der Flotten Lotte e.V. haben mich die Geschäftsführerin Judith Steyer und die Bereichsleiterin Marie Moritz über das umfassende Kurs- und Beratungsangebot des Vereins informiert. Ich war beeindruckt von der Vielfalt des Angebots und der intensiven Betreuung der Teilnehmerinnen. Deutlich wurde im Gespräch, dass die Arbeitsbedingungen sowohl für die Honorarkräfte als auch für die hauptamtlich Beschäftigten nicht einfach sind. Die notwendige Förderung durch Drittmittel ist oft nur sehr knapp und kurzfristig bemessen, sodass die Angestellten selbst nur eine unsichere Zukunftsperspektive haben. Wenn das Geld nicht ausreicht, springen sie auch oft genug ehrenamtlich in die Bresche. Neben diesen Schwierigkeiten plagen die Flotte Lotte auch Standortprobleme, die sich im Laufe des Jahres entscheiden werden.
Für mich hat dieser Besuch deutlich gemacht: Die Flotte Leute leistet eine tolle Arbeit in der beruflichen Beratung von Frauen und gehört gesichert. Ich werde ihre Arbeit auf jeden Fall unterstützen!
In der Emil-Fischer-Schule, dem OSZ Ernährung und Lebensmitteltechnik, begrüßte mich die Schulleiterin, Frau Rolla-Eilers, mit einer riesigen Grafik mit bunten Kästen, Pfeilen und Verbindungslinien. „Das alles gibt es an unserem OSZ!“, eröffnete sie mir. Gar nicht so leicht, hier den Überblick zu gewinnen. Die vielen Bildungsgänge, die sich gegenseitig ergänzen und auf unterschiedliche Zielgruppen von Jugendlichen zugeschnitten sind, sind bemerkenswert! Neben den regulären Klassen lernen hier auch viele Willkommensklassen die Grundzüge des deutschen Schulsystems und die deutsche Sprache kennen. Sie sind fest in den Schulalltag integriert und helfen zum Beispiel dabei, die neue Cafeteria und Mensa der Schule zu bespielen. Problematisch ist aber, dass Azubis, die vorher in einer Willkommensklasse waren, während ihrer Ausbildung keine weitere Unterstützung beim Deutschlernen erhalten. Hieran müssen wir was ändern! Abseits davon muss auch die Emil-Fischer-Schule, wie noch einige andere der Berliner Schulen, auf ihre Sporthalle verzichten – und das schon seit drei Jahren. Nach der Belegung durch geflüchtete Menschen ist sie immer noch nicht renoviert. Der Kampf um jede Hallenzeit in anderen Sportstätten ist eine hohe Belastung für die Lehrkräfte und gefährdet auch die anstehenden Abiturprüfungen im Fach Sport.
Von der Schule ging es direkt zum Infostand am U-Bahnhof Wittenau, wo ich Bürgerinnen und Bürgern auf der Straße Rede und Antwort stand. Ob soziale Probleme, Kritik an der Verkehrspolitik des Senats oder Fragen zu den richtigen Ansprechpartnern im Bezirksamt – ich habe versucht, meinen Gesprächspartnern direkt weiterzuhelfen oder mit ihnen Ideen für eine Verbesserung zu entwickeln.
Den Abschluss meines Reinickendorf-Tags bildete ein Besuch in der Gemeinschaftsunterkunft für geflüchtete Menschen auf dem Gelände der ehem. Karl-Bonhoeffer-Nervenklinik. Der Betreiber Prisod GmbH lud mich ein, mich über die Lebens- und Wohnsituation der Menschen in dieser Einrichtung zu informieren. Im Gespräch habe ich erfahren, wie die Unterkunft und ihre Bewohner in der Nachbarschaft aufgenommen werden und inwieweit sie bereits in ihre Umgebung integriert sind. Besonders beeindruckt hat mich das vielfältige Angebot für die Kinder der Einrichtung und das große Netz an ehrenamtlicher Unterstützung. Zum Beispiel sind die ehrenamtlichen Helfer dort sehr aktiv in der Lese- und Sprachförderung, aber auch in der Wohnraumberatung. Denn für viele Bewohner ist es ausgesprochen schwierig, eine Wohnung zu finden.
Insgesamt war dieser Stadtteiltag für mich wieder ein Tag voller spannender Begegnungen und Gespräche. Die Vor-Ort-Termine sind mir sehr wichtig, um zu erfahren, was gut und was schlecht läuft in unserer Stadt. Viele der mir mitgeteilte Probleme werde ich nun aus dem Büro heraus bearbeiten und versuchen, an der ein oder anderen Stelle zu helfen.
Fotos: SPD-Fraktion Reinickendorf, Team Bettina König