
Meine Rede vom 19. Mai 2022:
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Die Gesundheitsversorgung aller Berlinerinnen und Berliner ist uns sehr wichtig. Sie muss ambulant und stationär in der gesamten Stadt, in allen Bezirken auf dem gleichen, höchsten Niveau gewährleistet sein. Das bedeutet, es muss ein ausreichendes und vielfältiges Angebot in jedem Berliner Bezirk geben. Niemand soll für eine Behandlung quer durch die ganze Stadt fahren müssen, schon gar nicht bei einem Notfall, aber auch nicht, wenn es um eine ambulante Versorgung geht. Das ist der Maßstab für unsere Politik.
Im vorliegenden Antrag geht es um den Standort des Wenckebach-Krankenhauses in Tempelhof-Schöneberg. Teile des Wenckebach-Krankenhauses sind bereits in das Auguste-Viktoria-Krankenhaus umgezogen, weitere Bereiche sollen folgen. Die Verlagerung der großen Teile des Wenckebach-Krankenhauses an das sich im selben Bezirk befindliche AVK geht natürlich nur dann, wenn eine bedarfsgerechte Versorgung der Tempelhof-Schönebergerinnen und -berger weiterhin gewährleistet ist. Dafür muss das AVK entsprechend vergrößert werden, um die zusätzlichen Kapazitäten beispielsweise in der Rettungsstelle auffangen zu können. Die Krankenhausaufsicht des LAGeSo ist derzeit mit der entsprechenden Prüfung beschäftigt, und so, wie ich es verstanden
habe, wartet der Senat eben diese Prüfung ab.
Wer sich in Tempelhof-Schöneberg auskennt, der weiß aber, dass die beiden Standorte weniger als drei Kilometer auseinanderliegen. Die grundsätzliche Möglichkeit, durch das AVK eine gute Krankenhausversorgung auch für die Menschen in Tempelhof sicherzustellen, ist also durchaus gegeben. Der schon laufende Umzug einzelner Stationen hat trotzdem zu viel Verunsicherung in der
Bevölkerung geführt. Viele Menschen hängen an ihrem Wenckebach-Krankenhaus und können diese schrittweise Stationsverlagerung, für die es ja durchaus Gründe gibt – die Gebäude sind eben alt und marode, und der Gebäudeaufbau ist nicht mehr zeitgemäß –, nicht nachvollziehen. Es steht einfach die Angst im Raum, dass die wohnortnahe, umfassende und schnelle Gesundheitsversorgung nicht mehr gewährleistet sein könnte. Diese Ängste müssen von Vivantes, vom Bezirk und vom Senat gehört und ernst genommen werden, und das bedeutet vor allem, dass deutlich gemacht wird, dass die völlig berechtigten Erwartungen der Menschen in Tempelhof an ihre Gesundheitsversorgung auch mit einem vergrößerten AVK erfüllt werden könnten.
Wichtig ist auch, dass das Wenckebach als Standort der medizinischen Versorgung nicht wegfallen wird. Es gibt bereits Ideen und Vorstellungen von Vivantes, was aus dem Standort werden könnte. Angestrebt wird laut Senat durch Vivantes ein Gesundheitscampus Wenckebach mit ambulanten Schwerpunkten. Prävention, die immer wichtiger werden wird, seelische Gesundheit und ambulante Versorgung sollen im Mittelpunkt stehen, und auch das Hospiz soll erhalten bleiben.
Um diesen konkreten Bedarf an Gesundheitsversorgung am Standort zu ermitteln, hat Vivantes eine Untersuchung in Auftrag gegeben, die derzeit durchgeführt wird. Aus dieser Analyse soll dann das erforderliche Angebot abgeleitet werden, und das ist doch deutlich fundierter, als aus einem Bauchgefühl heraus jetzt Einzelstationen aufzuführen, die man gerne stationär am Standort behalten würde.
Solitär, ohne Einbettung in ein breites Fachstationsangebot macht das nämlich nicht unbedingt Sinn. Vivantes betont dabei stets, dass sie einerseits den Campus selbst betreiben wollen würden und laut Senat keinerlei Veräußerungen vorgesehen wären, andererseits aber auch bereits Gespräche mit möglichen Kooperationspartnern geführt werden, um ein umfangreiches Angebot dann vor Ort sicherstellen zu können. Auch uns als Koalition ist es wichtig, dass der Standort Wenckebach als Gesundheitsstandort für den Bezirk erhalten bleibt. Hier gibt es viel Potenzial, um etwas
Neues und Attraktives zu entwickeln und die Gesundheitsversorgung in Tempelhof-Schöneberg mit neuen Ideen zu sichern. Sie können sich daher sicher sein, dass wir die Entwicklung des Standorts, die Pläne von Vivantes und natürlich ebenso das AVK sehr genau im Blick behalten. – Vielen Dank!
Sie finden Sie die gesamte Diskussion zum Tagesordnungspunkt „Wenckebach-Krankenhaus als Gesundheitsstandort sichern“ ab Seite 91 im Plenarprotokoll:
https://www.parlament-berlin.de/ados/19/IIIPlen/protokoll/plen19-012-pp.pdf